Zum Inhalt springen

In einer bewegenden Karfreitagszeremonie wurde die Botschaft der Passion Christi auf eindrucksvolle Weise vermittelt.:Ein bewegender Radiogottesdienst an Karfreitag im Kulturkloster

Der vergangene Karfreitagsgottesdienst im Kulturkloster Hermeskeil verband auf einzigartige Weise spirituelle Tiefe mit gesellschaftlicher Aktualität.
Datum:
25. Apr. 2025
Von:
Lena Weber

„Freiheit kann man lernen“

Unter der Leitung von Pfarrer Christian Heinz und live übertragen vom Saarländischen Rundfunk (SR) konnten die zahlreichen Gäste einen besonderen Gottesdienst erleben, der die Passion Christi mit dem Thema „Freiheit kann man lernen“ verknüpfte.

Um 15 Uhr, der biblischen „neunten Stunde“ der Kreuzigung Jesu, begann der Gottesdienst in ergreifender Stille. Pfarrer Heinz lag betend auf dem Boden – eine Geste, die die Gläubigen vor Ort und Radiohörer gleichermaßen zum Innehalten einlud. Die Lesung aus dem Hebräerbrief erfolgte durch Benedikt Rex.

Musikalische Umrahmung

Das Ensemble 85 unter Leitung von Matthias Rajczyk und der Harfenist Matthis Löw gestalteten den Gottesdienst musikalisch mit. Besonders berührend war die Interpretation von „Aus der Tiefe rufe ich zu dir“ (Jakob Blied), die die Stimmung des Karfreitags einfing.

Freiheit lernen – ein zentrales Thema

Ein besonderer Akzent war die Verknüpfung der von Lisa Webel, Christian Heinz und Bernhard Weiler vorgetragenen Johannes-Passion mit dem Thema „Freiheit kann man lernen“. Dieses Motto stammt aus einer aktuellen Fotoausstellung im Kulturkloster, die Frauen porträtiert, die im Frauenhaus Trier Schutz fanden. Zitate dieser Frauen wurden von Lena Weber in die Lesung der Johannes-Passion eingeflochten: „Freiheit bedeutet für mich: Niemand kann über das entscheiden, was ich denke. Was ich tue. Was ich mache.“

In seiner Predigt ging Pfarrer Heinz auf die bewusst ungewöhnlichen Bilder ein: „Eine springt auf einem Trampolin, eine andere sitzt auf einem Pferd – auf den ersten Blick irritierend, wenn man den Hintergrund kennt. Manch einer würde sogar sagen, die Bilder passen nicht hierher.“ Die Frauen seien aus gewalttätigen Beziehungen geflohen, doch die Ausstellung zeige sie bewusst nicht als Opfer: „Wir wollten Frauen nicht als Opfer darstellen. Sie sind mehr als das“, zitierte Heinz eine ehemalige Mitarbeiterin des Frauenhauses bei der Vernissage.

Würde im Leid – wie bei Jesus

Heinz zog eine Parallele zur Johannes-Passion: „Jesus ist nicht nur Opfer – er ist mehr. Seine Würde als Sohn Gottes scheint durch.“ Anders als in anderen Evangelien bleibe Jesus bei Johannes souverän – sein letztes Wort ist nicht Verzweiflung, sondern das selbstbestimmte „Es ist vollbracht“.

„Der Verspottete, ja Getötete behält seine Würde – das gilt auch für diese Frauen“, betonte Heinz. Die Botschaft: Gegen Entmenschlichung aufzustehen und für die Freiheit jedes Einzelnen einzutreten.

Der Gottesdienst endete mit der traditionellen Kreuzverehrung und einem Ausblick auf Ostern als Fest der befreienden Auferstehung. Das Ensemble 85 lud zu einem Konzert im Anschluss ein, was von den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern dankend angenommen wurde. (LeWe)